Saarbrücker Zeitung 7.2.2023, Text und Fotos: Elke Jakoby
Gute Stimmung, hoher Besuch: Die Brunnenbutzer machten die Ostertalhalle zur Narrhalla.
HANGARD | Wie Dorfgemeinschaft geht, das weiß man in Hangard schon lange und hatte es mit dem Sieg auf Landesebene bei „Unser Dorf hat Zukunft“ noch einmal bestätigt bekommen. Und so mag es wenig verwundern, dass auch die Kappensitzung der Brunnebutzer ganz im Zeichen dieser Gemeinschaft stand. Proppenvoll war sie, die Ostertalhalle, wo nach den Jahren der Abstinenz die närrische Klientel zusammenkam, um zu „regiere unn eskaliere“, so das Motto. Wer zu seinem Platz wollte, der musste allerdings erst einmal an Sina, Susanne und Gerd Spies sowie Birgit Stauner vorbei und die Untersuchung nach illegalen Mitbringseln überstehen. Ein schöner Gag zur Einstimmung in den närrischen Abend.
Und während die Prinzessinnen und Superhelden, die Schokobons und Clowns die Halle füllten, machten sich im Untergeschoss die kleinen und großen Gardemädchen und Mariechen noch warm. Die neunjährige Adelia und die sechs Jahre alte Nevia reckten und streckten die Glieder, bereits in vollem Ornat und voller Vorfreude. Seit sechs Jahren tanzt Adelia auf der Bühne, Nevia auch schon seit dreien. Längst nicht die Kleinsten in der Riege der Tänzerinnen sind sie. Die Tanzgruppen stellt im Übrigen der Turnverein Hangard. Aus dem TV war auch vor Jahren der Fastnachtsverein hervorgegangen, als immer noch jüngster im Reigen der acht Neunkircher Brudervereine.
Von denen hatten zur Premierenveranstaltung auch einige den Weg nach Hangard gefunden, ebenso wie Vertreter des NKA selbst und natürlich Politiker aus Land, Stadt und Ort. Der höchste Besuch aber von allen an Fastnachtstagen möglichen war auch gekommen: Ihre Tollitäten, Prinz Markus IV und Prinzessin Diana I zusammen mit Lothar Schmidt, dem Prinzenfahrer. Ihre Lieblichkeit im wunderschönen langen Kleid in den gelb-schwarzen Brunnebutzerfarben.
Vorm eigenen Auftritt schon durften sie mitsingen beim Brunnebutzerlied, das der Elferrat mit Präsident Martin Bölk mangels Technik aus vollster Kehle schmetterte. Umrahmt dabei von die Bühne füllenden Tänzerinnen in allen Größen: Beim TVH gibt es für jeden Fastnachtsfreund ein Plätzchen, auch das ein Zeichen dafür, wie Dorfgemeinschaft funktioniert. Zu späterer Stunde wurde genau das auch Thema des Showtanzes der kleinen und allerkleinsten Tänzerinnen, die auch zeigten, wie oft und blitzgeschwind man sein Kostüm wechseln kann. Mariechen, Garden (klein aber fein die Junioren), des Brunnebutzers (Prisca John) Blick aufs Dorfgeschehen, ein nicht ganz ernst gemeinter Blick hinter die Kulissen des Trainings, die launigen Kabbeleien von Frau Glockenhobel, der köstlich trockenen Katja Hobler, und Frau Saubacher (Prisca John), das Leid einer Jura-Studentin sowie ein Einblick ins Rotlicht-Milieu, und die Bühne war frei für die Trauerweiber. Diese acht Damen in den besten Jahren, die mit ihrem ganz besonderen Humor und Vortragsstil noch gerne lange, lange hätten weitermachen dürfen und bei denen man des Zuhörens nicht müde wird.
Doch noch wartete mehr Programm: Die Aktiven-Garde schwang das Bein, die „Feuerwehr“ kam nicht zu Potte, vier Grazien tratschten von Fenster zu Fenster, Probleme beim Einkauf hatte Carmelo Tassone, und Maurice Bölk plauderte aus dem heimischen Nähkästchen. Als die Danz Krupp den letzten Programmpunkt darbot, da war die Bühne voll – was nicht nur an den platzbrauchenden Kostümen lag. Viele Frauen haben sich hier zusammengefunden und sorgten mit ihrem flotten Tanz dafür, dass die Besucher kurz vor Mitternacht nicht mehr auf den Sitzen blieben. Die Narren feierten die Faasenacht und sich selber, erfreuten sich am Ende der fastnachtsfreien Zeit und hatten zum großen Finale schließlich auch den letzten Stimmungsmuffel davon überzeugt: In Hangard funktioniert die Dorfgemeinschaft – und das an Fastnacht schon mal vor allem und ganz besonders.