Vor einem guten Jahr war die SZ vor Ort in den Stadtteilen, um sich anzusehen, was die Menschen im Ort gerne verbessert hätten. Grundlage waren eine Untersuchung und Workshops der TU Kaiserslautern. Nun haben wir nachgesehen, was sich im Ort entwickelt. Heute:
Hangard als attraktiver Lebens- und Wohnstandort mit hohen Freizeitqualitäten.
Quelle Saarbrücker Zeitung vom 21.2.2024, Text und Fotos: Elke Heinrich
Beim Treffpunkt an der Ostertalhalle ist es unübersehbar: Was lange währte, ist endlich gut – der Aufzug an der Halle ist fertig. Rosenmontag war die Abnahme, und nun kann es weiter gehen Richtung Dorfgemeinschaftshaus. Mit der SZ treffen sich an diesem Tag nach dem ersten großen Regenschub („kürzlich war hier die Fläche noch eine Seenplatte“, sagt der Beigeordnete Thomas Hans mit Blick auf die Wiesen an der Oster) außer Hans noch Oberbürgermeister Jörg Aumann („ein Beweis, wie wichtig das Vorhalten freier Flächen für den Hochwasserschutz ist“), die Leiterin der Stabsstelle Demografie und Stadtentwicklung Doris Kiefer, Ortsvorsteher Tobias Wolfanger und Jörg Leininger vom Stadtplanungsamt.
Erstmals kam die Forderung nach einem Dorfgemeinschaftshaus in Hangard 2019 auf, erinnert Hans. Damals schloss eine beliebte Gaststätte in Hangard, großes Thema also bei der Vereinsbesprechung. Die Ostertalhalle als Dorfgemeinschaftshaus, das war der Plan. Auftrag an die Stabsstelle: ein Konzept erarbeiten. Grundvoraussetzung musste ein Aufzug sein, der Barrierefreiheit gewährleistet. Im zweiten Schritt kommt jetzt der Dorfgemeinschaftsraum. Das Konzept steht, der Förderantrag ist eingereicht. „Es sieht gut aus“, weiß Hans. Nachgeschoben werden muss jetzt noch ein kleiner Antrag in Sachen Brandschutz für die Halle insgesamt.
Die Ostertalhalle sei ein gutes Beispiel dafür, sagt Aumann, dass die Anforderungen immer höher würden. Lange Zeit sei die Halle für ihre Zwecke gut gewesen. Der zur Herstellung der Barrierefreiheit alternativlose Aufzug allerdings, sei ohne Förderung im Haushalt nicht darstellbar gewesen. Die Förderung allerdings schränke die kommunale Handlungsfreiheit auch ein, da bestimmte Forderungen erfüllt sein müssten. Mit Schließen der Dorfkneipe – „der Sepp war ein Hangarder Unikum, so jemanden ersetzt man nicht gleich“, sagt Aumann – habe eine Lösung her gemusst. Die 90-prozentige Förderung für Aufzug und Co. mache nun auch viele Veranstaltungen in der Halle einfacher, wie Seniorennachmittage und Ähnliches. „90 Prozent“, sagt Hans, „das ist schon richtig Geld“. Und Aumann ergänzt: „Früher gab es 80 Prozent, dann hat das Land erkannt, dass viele Kommunen in Haushaltsnotlage auch damit schon Probleme haben.“ Also habe man erhöht.
Absolut keine Probleme hat Hangard mit seiner Feuerwehr, die ihre Heimstatt direkt neben der Ostertalhalle hat. Deshalb wird der neue Spielplatz hier auf dem Pirmin-Raber-Platz auch die Feuerwehr als Thema haben. „Der Löschbezirk ist gut aufgestellt“, sagt Hans. 40 Aktive gibt es, 23 Mitglieder in der Jugendwehr und neun in der Alterswehr. Demnächst gibt es ein neues Fahrzeug, ein MLF gleich Mittleres Löschfahrzeug. Neu am Haus der Feuerwehr ist ein Anbau. Da geht es Hangard so wie alle Wehren: Immer mehr Frauen treten den Wehren bei und das bedeutet zusätzliche Umkleidekabinen. „Ohne die Frauen wären viele Wehren schon in Schwierigkeiten“, weiß Aumann. Auf der anderen Seite der Ostertalhalle hat die Wehr noch eine Lagergarage. Da sind, sagt Hans, noch ein paar bauliche Mängel zu beheben. Aumann nannte die Wehr eine Musterfeuerwehr, ähnlich wie in Münchwies, wo nicht nur der Brandschutz eine große Rolle spiele, sondern auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. „Und Leute, die viel machen, die dürfen auch mal Forderungen stellen“, bekräftigte er.
Vom Parkplatz Ostertalhalle aus geht es für die Gruppe weiter zum Aussichtspunkt in der Ortsmitte, luftlinienmäßig gesehen quasi gegenüber. Unter den Linden heißt die Begegnungsstätte aus dem Jahr 2012 mit den typischen überall im Ort verteilten Holzbänken zum „Hinhugge unn sprooche“.
Hier ist es Zeit im von der Dorfgemeinschaftsgruppe erstellten Holzhäuschen noch mal Rückblick zu halten auf das Großereignis im Jahr 2022: Hangard wurde Sieger im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Kreisebene und holte Bronze auf Landesebene. Das Preisgeld von 2500 Euro hat die Gruppe mit Dr. Michael Bollen an der Spitze in die Jugend investiert: ein Klettergerüst für den Spielplatz auf der Altzbergwiese (die Blühwiese ist auch ein Dorfgemeinschaftsprojekt). Fürs Aufstellen sorgt die Stadt. Hans erinnert noch einmal, wie der Ort Einigkeit demonstriert hatte bei den Begehungen während des Wettbewerbs und ruckzuck eine Präsentation in der Ostertalhalle organisierte. „Das Dorf hat eine Eigendynamik entwickelt. Das ist das, was bleibt. Ob man dann Dritter oder Vierter wurde, das ist egal“, sagt Hans.
Hangard, so sagt der OB, sei ein Dorf in einer Größe, in der man bereits mit einem Anstoß etwas erreichen könne. Viel Lob gab es deshalb für die Arbeitsgemeinschaft Dorfentwicklung Hangard, so der korrekte Name, mit Bollen an der Spitze, Nachfolger des sehr aktiven Herbert Voltz. Die bereits längst vor den Plänen zur Dorfentwicklung der TU Kaiserslautern existierende Arbeitsgemeinschaft hatte bereits vieles umgesetzt. Der Kontakt zur Stabsstelle Demografie und Dorfentwicklung ist eng. „Hier gibt es auch eine sehr gut aufgestellte Vereinslandschaft“, weiß Aumann. Die Fußballer spielten als kleinstes Dorf in der Saarlandliga. „Das alles hier geht nur durch das Engagement jedes Einzelnen“, ist sich der OB sicher, der betonte, Hangard sei „ein liebenswertes Dörfchen“. Und auch Hans sagt: „Man kann die Dorfentwicklungsgruppe nicht hoch genug loben.“ Valentin Peter nannte er noch namentlich und dessen Engagement für die Premiumwanderwege, erinnerte an die Krippe am Steg in der Dorfmitte zur Weihnachtszeit. Der Brunnenpfad locke Menschen aus dem ganzen Land und auch der angrenzenden Pfalz, habe unter Wanderern einen guten Namen und brächte auch Übernachtungsgäste ins Dorf. „Einer der schönsten Wanderwege überhaupt“, ging Hans‘ Dank an die, die die Wege pflegen.
Letzte Station: das Bürgerprojekt Altzbergwiese. Hier hat man einen guten Blick auch auf das ungewöhnlichste Bauwerk im Ort: die evangelische Kirche. Entworfen von Architekt Professor Günther Mönke, lockt der Rundbau Menschen aus ganz Deutschland an. Die Kirche ist auch aufgenommen in die Reihe „Straße der Moderne“.
Doch zurück zur Wiese: Bald schon sollen hier bunte Blüten leuchten. Der große Spielplatz wird mit seiner neuen Kletterwand noch mehr Kinder anlocken, als hier sowieso schon gerne toben. Ein Bienenhotel steht hier, außerdem eine Vogeltränke. Neben vielen Ruhebänken am Rande des Rundweges hat hier auch die Landratsbank ihren Platz. Aumann, Hans und Wolfanger testen das Geschenk anlässlich des Gewinns der Goldmedaille im Kreiswettbewerb aus. Gefertigt hat sie die Aqa. Aumann zeigt Richtung Hügel, wo auf dem Brunnenpfad eine ähnliche Bank steht. Sein Lieblingsplatz, so erzählt er, von dem aus der Blick weit schweifen kann.
INFO
Der Stadtteil Hangard auf einen Blick
In Hangard leben (Stichtag 28. November 2023) 1744 Menschen auf einer Fläche von 5,4 Quadratkilometern, was einer Einwohnerdichte von 323 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht. Hangard hat zusammen mit Wiebelskirchen und Münchwies den selben Ortsvorsteher und Ortsrat. Ortsvorsteher ist Tobias Wolfanger (SPD), Stellvertreterin Eva Hans. Hangard liegt im Tal der Oster, gilt als das „Tor zum Ostertal“. Die Oster teilt den Ort in zwei Teile, eine Brücke verbindet beide Ortsteile. Das unbebaute Ostertal steht unter Naturschutz.