Entstehung des Dorfes
Nach Anton Hansen (kath. Pfarrer zu Ottweiler) stand 1381 an der Stelle des heutigen Hangard das Dorf Ostern / Osterna / bei Wiebelskirchen.
Dieses Dorf war aber 1574 nicht mehr vorhanden.
Im oberen Ostertal, in der Nähe von Niederkirchen, östlich von St. Wendel, liegen die Dörfer Hoof und Marth sowie der Königreicher Hof während das im unteren Ostertal unmittelbar bei Wiebelskirchen zu suchende Dorf Ostern schon vor dem 30jährigen Krieg untergegangen zu sein scheint. Es wird in der Kontributionsliste von Ottweiler aus dem Jahre 1625 nicht mehr erwähnt.
(Kontribution: Es handelt sich wahrscheinlich um eine von den nassauischen Grafen beschlossene Kriegssteuer).
Die ersten Siedler
Um das Jahr 1685 ließen sich erste Siedler „in den Hangarden uf der Oster“ nieder. Der Wallone Jean Mathieu wurde im Kirchenbuch von Mittelbexbach als „primus incola de Hangard“, also Führer der ersten Siedlungsgruppe erwähnt.
Folgende Wallonen (französisch sprechende Belgier aus dem Raume Lüttich) waren die ersten Einwohner von Hangard bzw. Neudorf an der Oster:
Jean Didier, Henry Didier, Francois Hebronvalle (jetzt Prowald), Jean Mathieu, Henry Dicolle, Francois Leculver, Antoine Trampon, der Kuhhirte ist ein Junge von 14 Jahren, den die Einwohner unterhalten.
Der Ortsname „Hangard“
Hangard wurde zunächst als „Neudorf“ bezeichnet.
„Han“ bedeutet geflochtener Zaun, etwas Eingehegtes. „Garten“ war schon immer ein Stück Land, das eingezäunt war. Nach diesen eingezäunten gräflichen Talwiesen unterhalb der heutigen Brückenstraße erhielt die Flur den Namen Hangarten.
Der Name Hangard – Hangarten – kommt allerdings schon viel früher vor. In einer Urkunde von 1544 „Verzeichnis der Bodden Wäldter und Wiesen zue Wibelßkirch So Unseres gnedig Herren grauven Johannsen Zur Nassaue eigen sindt“ heißt es:
„Item uf der Oster in den Hangarten ein wise, ist geacht vor zween Wagen heus!“ –
Heute werden diese Wiesen die „Herrenwiesen“ genannt.
Eine etwas andere Deutung des Ortsnamens lautet folgendermaßen:
Der 1685 gegründete Ort hatte zunächst die französische Bezeichnung „Les hangards“, zu deutsch „Die Schuppen“. Unter den zugezogenen Wallonen befanden sich auch Spezialisten im Holzbau. Daraus entwickelte sich aus „Les hangards“ der Name „Hangard“.
Gründung des Dorfes
Der Wiebelskircher Bann war in frühesten Zeiten viel größer gewesen als heute. Auf ihm sind Ende des 17. Jahrhunderts die Dörfer Hangard und Münchwies (1690) entstanden.
Als Gründungsjahr kann man das Jahr 1685 annehmen, da in der Landesbeschreibung des Oberamtes Ottweiler von 1684 Hangard noch nicht aufgezählt wird und nach einer Urkunde vom 2.4.1686 ein Francois Gérard schon in Hangard wohnte.
Der 30jährige Krieg ( 1618 – 1648 ) hatte unsere Heimat stark verwüstet und entvölkert. Unsere Region wurde im Jahr 1680 Frankreich zugeteilt. Die Politik des Kardinals Richelieu, den Rhein zu Frankreichs Grenze zu machen, wurde von Ludwig XIV. weitergeführt. Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler leistete am 9.1. 1681 in Metz vor der Reunionskammer dem französischen
Könige den Lehnseid.
Oberlehnsherr war der französische König, der aus den reunierten Gebieten die französische Saarprovinz schuf, die von dem königlichen Intendanten Anton Bergeron de la Goupillière von Homburg aus verwaltet wurde.
Um das Land zu bevölkern, riefen die Franzosen Katholiken aus allen Gegenden herbei und siedelten sie in den Dörfern an oder gaben ihnen unbebautes oder verlassenes Land zu Neusiedlungen. Aber noch bevor die Maßnahmen der französischen Regierung sich auswirken konnten, kam es 1697 zum Frieden von Ryswyk und die
Franzosen mussten die reunierten Gebiete den ehemaligen Besitzern zurückgeben. Die Saarbrücker Grafen erhielten wieder die volle Souveränität über ihre Lande zurück.
In diese Zeit fällt die Gründung Hangards, das in der ersten Zeit Neudorf genannt wurde.
Erste Einwohnerverzeichnisse
Die Salzliste von 1701 – Das älteste Einwohnerverzeichnis von Neudorff auf der Oster [ Les hangards – Hangard ]:
Jean Didier, Henri Didier, Francois Hebronvalle, Jean Mathieu, Henri Dicolle, Francois Le Culver und der Kuhhirte Anthoine Trampon.
Es handelt sich um die Salzliste des Amtes Ottweiler.
Im Haushaltungsverzeichnis von 1707 der Stadt Ottweiler finde sich bereits der Name Hangard und folgendes Verzeichnis der Bewohner von Hangard:
Haushaltsvorstand | Erwachsene | unter 12 | Religion |
Pierre Gallo | 5 | kath. | |
Philips Brück | 5 | kath. | |
Arnold Girard | 2 | 2 | kath. |
Lambert Girard | 2 | 2 | kath. |
Nicola Le Fevre | 4 | kath. | |
Antoine Trameau | 6 | 1 | kath. |
Jean Mathieu | 2 | 4 | kath. |
Jean Didier | 5 | 2 | kath. |
Francois Hebronval | 4 | 5 | kath. |
Summa | 51 | kath. | |
Mannspersonen | 24 | kath. | |
Weibspersonen | 27 | kath. |
Die meisten welschen Einwanderer blieben in ihrer Wahlheimat und verdeutschten nach und nach ihre fremdklingenden Namen d’aubronvalle zu Prowald, Roufin zu Ruffing, Beauseler zu Basler, Pieron zu Pirrung, Piro und Chirard zu Schirra.
1720 lebten in Hangard 16 Familien (Meyerei-Aufstellung, Fürst)
In der ersten Hälfte gegen 1722 des vorigen Jahrhunderts wurden auch Ziegelhütten bei Hangard angelegt
Im Frongelderlass des Oberamtes Ottweiler aus dem Jahre 1730 sind für Hangard 19 Haushaltsvorstände aufgelistet.
Bei dem Frongelderlass handelt es sich um die Ablösung von Frongeldern, die mit dem Besitz von Grund und Boden zusammenhängen. ( Fürst )
1732 wurde für Daniel Reeb aus Hangard ein Erbbestandsbrief für eine neue Ziegelei ausgestellt, 1744 kam sie an Nikolaus Reeb.
Die Einwohnerliste von 1741 nennt 19 Vordersassen und vier Hintersassen, also 23 Haushaltungen insgesamt. Damals standen 13 Häuser, 5 Hütten und 1 „Häusgen“ links der Oster, auf der rechten Seite lagen eine Hütte sowie das Haus des Daniel Reeb mit Handziegelei.
Im Jahr 1797 wurde unsere Region französische Provinz. Alle Einwohner von Hangard waren leibeigen. Jeder Untertan war zur Fron verpflichtet.
1843 standen rechts der Oster 8 Häuser einschließlich der beiden Handziegeleien gegenüber 38 Häusern auf der linken Seite mit insgesamt 391 Einwohnern. Nach 1848 war die Ziegelei von Reeb „Keimzelle“ für die Siedlung Neu-Hangard westlich der Oster mit 8 Häusern und einer weiteren Handziegelei der Familie Schley.
Die Hanauers Mühle wurde in den Jahren 1874 und 1875 von Hanauer aus Hangard erbaut.
Nach dem Wiener Kongress
Nach dem Wiener Kongress 1815 kam Hangard zu Preußen in die neue Rheinprovinz. Die alte, über den Lichtenkopf und am Steinernen Mann vorbei führende Höhenstraße wurde die Grenze zwischen dem preußischen Hangard und dem bayrischen Bexbach.
Die sogenannten Befreiungskriege (1813-1815) brachten unserer Heimat wiederum einen Wandel ihrer verwaltungsmäßigen Struktur von ungeheurer Bedeutung. Mit dem 1. Juli 1816 kam der Kreis Ottweiler zu Preußen und zwar zum Regierungsbezirk Trier der Rheinprovinz. Die Gemeinden Wiebelskirchen, Hangard, Münchwies, Lautenbach und Fürth bildeten damals die Bürgermeisterei Ottweiler Land.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft in der Französischen Revolution und andere Gründe führten zu einem sprunghaften Ansteigen der Einwohnerzahl mit Verkleinerung der einzelnen Bauernbetriebe, da der Bauer seinen Hof nur seinem ältesten Sohn vererbte: „Der Bauer hat nur einen Sohn“. Diese konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Die Besitzer fanden in dem sich um 1830 aufwärts- entwickelten Steinkohlenbergbau in den Gruben in Wellesweiler, Frankenholz und Kohlwald ihren Haupterwerb, behielten sich aber ihre kleine Landwirtschaft als Nebenwerwerb bei. Die Entwicklung des Dorfes zum Bergmannsbauerndorf begann.
Die Einwohnerzahl in Hangard von 1850:
446 Einwohner, davon 320 katholisch, 126 evangelisch
Bis zur Jahrhundertwende waren die Bewohner Ackerbauer, Tagelöhner und Handwerker. In den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts verließen dann viele ihre Heimat, um in fremden Ländern ihr Brot zu suchen; so z. B. der Schneider Heinrich Daniel Reeb, der mit seiner Familie nach Siebenbürgen zog.
Auswirkungen des 1. Weltkriegs
Nach dem Ausgang des 1. Weltkrieges erlebte unsere Heimat durch die Besetzung des Saargebietes seine letzte Fremdherrschaft. Die Franzosen versuchten aber vergebens, die Herzen der Saarländer zu gewinnen, die Saarländer wollten „nix wie hemm“. Die Abstimmung am 13. Januar 1935 brachte die „Heimkehr ins Reich“. Im Amtsbezirk Wiebelskirchen, zu dem Hangard gehört, wurden von 10373 gültigen Stimmen für Deutschland 9193, für den „Status Quo“ 1179 und für Frankreich
2 Stimmen abgegeben.
Mit dem Ausbau des Wetterschachtes V der Grube Frankenholz 1936/37 in der Podeschütt breitete sich der Bergbau von den Nachbargemeinden auch auf Hangarder Gebiet aus, doch die Schachtanlage wurde 1984 wieder stillgelegt.
Neuzeit
Am 20. März 1945 wurde Hangard von Einheiten der 3. US-Armee besetzt. Die letzten deutschen Truppen verließen Hangard am Vormittag des 20. März in Richtung Frankenholz und Bexbach. Die an der Osterbrücke angebrachte Sprengladung wurde nicht gezündet, so dass die Brücke unversehrt in die Hände der nach- rückenden Amerikaner fiel. Am 1. Juli 1945 übergaben die Amerikaner das Saarland der französischen Militärregierung.
Am 23. Oktober 1955 stimmen zwei Drittel der Wähler im Zweiten saarländischen Referendum mit „Nein“ und damit nicht nur gegen das europäische Saarstatut, sondern de facto auch für eine Rückkehr des Saarlandes nach Deutschland.
Im Jahre 1955 wurde der Verein der Musikfreunde
Hangard gegründet. Auf die Frage: „Wo gehner dann hin?“ bekommt man zur Antwort: „Mir geh’n óff die Hangard Mussigg mache“.
Seit 1960 unterhält der Musikverein eine Partnerschaft mit der Böhlerwerkskapelle aus Niederösterreich nach dem Motto: „Bleiben wir zusammen als Freunde, weil Freundschaften Bausteine für eine bessere Welt sind.“
1964 erhielt Hangard das Recht zur Führung eines Wappens und von Gemeindefarben verliehen. Das Wappen zeigt in blau einen rotbezungten, goldenen Löwen, umgeben von 5 goldenen Lilien.
Die Gemeindefarben sind gelb-blau.
Am 21. Dezember 1967 beschloss der Gemeinderat von Hangard, mit der lothringischen Gemeinde Enchenberg bei Bitsch eine Partnerschaft einzugehen.
Im Rahmen eines Heimatfestes wurde zur Erinnerung an dieses Ereignis in der Grünanlage in der Wiebelskircher Straße (heute Enchenberger Platz) am 30. Juni 1968 ein Gedenkstein enthüllt mit der Inschrift: „Partnerschaft Enchenberg – Hangard 30. Juni 1968“.
1969 zählte die Gemeinde 2100 Einwohner und 750 Haushaltungen.
Im September 1972 wird die Ostertalhalle als Mehrzweckhalle und Begegnungsstätte der Vereine eingeweiht.
Bis zum Jahre 1974 war Hangard kommunal selbständig, wurde dann im Rahmen der Gebiet- und Verwaltungsreform ein Stadtteil der Stadt Neunkirchen. Mit Wiebelskirchen und Münchwies bildet Hangard einen kommunalen Ortsverband.
Die Landwirtschaft wurde immer mehr aufgegeben, Hangard entwickelte sich vorwiegend zum Wohngebiet, seit 1982 wurde ein neues Baugebiet „In der Süßbach“ erschlossen.
1985 hat sich eine Interessengemeinschaft „300-Jahrfeier Hangard 1685 – 1985“ gegründet. Das 300-jährige Bestehen wurde mit einem großen Heimatfest und Historischem Umzug vom 23. bis 25. August 1986 in Hangard gefeiert.
Darüber hinaus hat sich ein Redaktionsteam gebildet, das das Heimatbuch „Hangard – eine Perle im Ostertal“ herausgegeben hat.
Auch die Gründung des Heimat- und Kulturvereins geht auf die Initiative der oben erwähnten Interessengemeinschaft zurück. In der Gründungsversammlung am 17. März 1988 im Gasthaus „Zum Schäfchen“ traten 82 Mitglieder, davon 20 Vereine spontan in den neuen Verein ein.
Im Juni 2022 gewinnt Hangard den Kreiswettbewerb von „Unser Dorf hat Zukunft“.
Nachdem der alte Flyer von Hangard aus dem Jahre 2006 in die Jahre gekommen ist, hat der Heimat- und Kulturverein in Kooperation mit der Projektgruppe Dorfentwicklung einen Flyer „ICH & HANGARD leben und erleben“ herausgegeben.
Gleichzeitig wurde die Homepage hangard.de wieder ins Leben gerufen.
Beim Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ gewann Hangard eine Bronzemedaille. Im Rahmen dieses Wettbewerbs präsentieren sich die Hangarder Vereine in einer Dorfschau in der Ostertalhalle mit dem Motto:
„Ich hann …jede Menge zu bieten“.
Weitere Infos siehe unter Aktuelles: „Bronzemedaille in Hangard überreicht“.
Am Samstag, 18. März 2023 feierte der Heimat- und Kulturverein sein 35-jähriges Bestehen mit einem Festabend in der Ostertalhalle mit Ehrungen der Gründungs- und langjährigen Mitgliedern und einem Konzert des Saarknappenchors.
Die Einwohnerzahl für Hangard ist zum Stichtag 31.12.2020 unter der Homepage der Kreisstadt Neunkirchen mit 1776 angegeben.
Unter hangard.de sind aktuell 15 Vereine für Hangard aufgelistet.